Die Familie Wiedmer, die gemeinsam bereits vier Hotels und Restaurants in Südbaden betreibt, hat mich direkt kontaktiert, da sie große Fans meines Stuhlentwurfs 118 für Thonet sind. Der 118 überzeugt mit modernen Linien, passt aber auch in einen traditionellen Gastraum oder in ein Kaffeehaus: Er vereint Alt und Neu in einem Möbel. Genau diese Kombination ist auch Ziel des neuesten Gastronomie-Projekts in Lörrach – das Wirtshaus Mättle. In enger Abstimmung mit der Familie Wiedmer haben wir gemeinsam eine stimmige Gesamtvision für die Einrichtung erarbeitet, die ich gerne realisiert habe.
Unser Ziel war es, ein ausgewogenes Konzept zu entwickeln. Das Wirtshaus hatte eine sehr lange Tradition, bevor es dann bis in die 1990er Jahre für mehrere Jahrzehnte geschlossen war. Nach mehreren wechselnden Pächtern haben es nun die Wiedmers zu neuem Leben erweckt. Küchenchef Nicolas Marceau serviert heute moderne Wirtshaus-Küche mit internationalen Einflüssen, die ihre Wurzeln nicht vergisst und auf lokale Zutaten setzt. Das war auch ein wichtiger Anknüpfungspunkt für die Gestaltung.
Die Speisen und das Interior-Konzept gleichen sich an zahlreichen Stellen: Es geht um die richtigen Zutaten in bester Qualität, um ehrliche aber dennoch feine und raffinierte Kombinationen. Handwerkskunst und spannende Materialien sind zentrale Bestandteile der zeitgemäßen Innengestaltung. Und das immer, ohne den Bezug zur „guten Stube“ von damals ganz zu vergessen. Wir wollten die klassische Wirtshaustradition wiederbeleben. Im Mättle sollen sich die Gäste wohlfühlen, in einem Ambiente, das gleichermaßen urig und zeitgemäß ist.
So wie das Wirtshaus Mättle eine Verbindung zur Vergangenheit herstellt, greife auch ich mit dem 118 bewusst die Thonet-Tradition auf. Der 118 hat einen Sitzrahmen, der aus einem Stück gebogen ist, und seine Einzelteile sind auf ein absolutes Minimum reduziert. Dadurch nehme ich Bezug auf den 214, den Urtyp eines Thonet-Stuhls, sowie das Mitte des 19. Jahrhunderts von Michael Thonet entwickelte Baukasten-Prinzip, gemäß dem ein Stuhl nur möglichst wenige Bestandteile haben sollte. Der 118 ist ein klassischer Holzstuhl, der an jedem Esstisch und in jedem Restaurant für subtile Eleganz sorgt. Er wirkt in Räumen nie fremd, sondern fügt sich organisch in das Gesamtbild ein. Seine Rundungen passen zum Beispiel auch sehr gut zu den filigranen und reduzierten Ornamenten an der Wand, welche die von den Köchen eingesetzten Zutaten aufgreifen. Es sind diese kleinen Details, die das Projekt abrunden.
Die Stühle in Schwarz mit Sitzflächen aus Rohrgeflecht setzen im Raum visuelle Akzente, während die Ausführungen mit einer Beizung in einem eleganten Taupeton (Sonderfarbe) sich ideal in das farbliche Gesamtkonzept einfügen.
Ja, ich bin sehr zufrieden. Wir haben mit ehrlichen Farben, Formen und Materialien, aber auch mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch, feinen Details und einem großen lokalen Bezug ein spannendes Wirtshaus 2.0 geschaffen. Wir haben durchgängig Produkte von Unternehmen gewählt, bei denen erstklassige Qualität an oberster Stelle steht. Als Ausgangspunkt der Gestaltung war der Thonet 118 die perfekte Wahl; er rundet das Gesamtbild des Wirtshaus Mättle sehr schön ab.