Für mich ist ein Original echt, hochwertig, ursprünglich ‒ einfach zeitlos schön.
Ein Original verliert kaum seinen Wert. Ganz im Gegenteil: Es kann sogar eine Wertanlage sein. Die Stahlrohrklassiker aus den 1930er Jahren sind wahre Schätze. Bei Anfragen zur Echtheitsbestimmung von Bauhaus-Modellen aus z. B. den 1970er Jahren bin ich oft erstaunt, wie neuwertig diese sind. Oder Bugholzstühle aus den 19. Jahrhundert, die heute noch von den Urenkeln genutzt werden. Das finde ich wunderbar und in Bezug auf Nachhaltigkeit unserer Zeit entsprechend. Eine Kopie ist dahingegen bereits beim Kauf wertlos.
Natürlich, das ist ja nicht nur in der Möbelbranche so. Wenn etwas funktioniert, wird es leider unweigerlich kopiert. Thonet wurde damit bereits Ende des 19. Jahrhundert konfrontiert. Aber die Qualität von Thonet spricht für sich.
Das Kompliment ist doch bereits die große Nachfrage über einen so langen Zeitraum. Die Nachahmungen ärgern mich persönlich sehr, vor allem wenn sie als Originale verkauft werden. Dadurch werden viele Käufer arglistig getäuscht.
Ich erhalte täglich bis zu 15 Anfragen. Meistens geht es um Erbstücke, aber es melden sich auch Interessenten, die alte Thonet-Möbel kaufen wollen.
Meistens erkenne ich ein Original sofort. Ich wurde für die Bearbeitung der Anfragen sehr gut von meiner Schwiegermutter Anke-Marie Thonet, die die Echtheitsbestimmung eingeführt hat, eingearbeitet.
Thonet hat sehr früh angefangen, die Stühle mit Papierschutzmarken oder Prägestempeln/Signets zu markieren. Dadurch können die jeweiligen Modelle auch zeitlich gut eingeordnet werden. Falls keine Markierungen mehr vorhanden sind, geht es an die Details wie Schrauben, Rahmen, Maße etc. Bei Stahlrohrmodellen ist beispielsweise auch der Durchmesser des Stahlrohrs ausschlaggebend. Viele Modelle wurden aber auch gar nicht kopiert. Dann ist es natürlich eindeutig.
Das finde ich sehr schwierig einzugrenzen. Dementsprechend sieht auch mein Esszimmer aus: viele Modelle aus unterschiedlichen Zeiten. Ich habe aber natürlich Favoriten. Dazu zählen natürlich die Klassiker 214 und 209; auch der S 32 passt immer sowie einige Modelle von Eddie Harlis aus den 1950er Jahren und das zeitgenössische Model 404 von Stefan Diez.